Ambiguitätstoleranz als Kernkompetenz
- carowindlin3
- 12. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Ambiguitätstoleranz – die Fähigkeit, mit Unsicherheit, Mehrdeutigkeit und widersprüchlichen Anforderungen umzugehen – ist aktuell eine Schlüsselkompetenz für Führungskräfte. In einer komplexen und dynamischen Arbeitswelt sind Führungskräfte zunehmend mit Situationen konfrontiert, die keine eindeutigen Antworten oder klaren Lösungen bieten. Eine hohe Ambiguitätstoleranz ermöglicht es, solche Herausforderungen konstruktiv zu bewältigen und eine Balance zwischen konkurrierenden Anforderungen zu finden. Dabei geht es nicht darum, die beste Lösung zu finden, sondern eine komplexe, widersprüchliche Situation zu managen und durch zu navigieren. Zwei Beispiele illustrieren dies besonders gut:
1. Verantwortung delegieren vs. ad hoc Auskunftsfähigkeit:
Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter:innen befähigen, eigenverantwortlich zu arbeiten, und gleichzeitig Verantwortung konsequent delegieren. Diese Praxis fördert nicht nur die Motivation und das Wachstum der Mitarbeitenden, sondern schafft auch Raum für die Führungskraft, sich auf strategische Themen zu konzentrieren. Gleichzeitig wird jedoch von vielen Führungskräften erwartet, dass sie ihren eigenen Vorgesetzten stets ad hoc und detailliert Auskunft geben können. Diese Erwartung verleitet oft zu Micromanagement, da detaillierte Einblicke in sämtliche Prozesse erforderlich sind. Führungskräfte, die Ambiguitätstoleranz entwickeln, erkennen, dass sie durch klare Strukturen und regelmäßige, zielgerichtete Kommunikation beides erreichen können: Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden und die Fähigkeit, den Überblick über wesentliche Details zu behalten.
2. Visionäres Handeln vs. Ressourcen Management:
Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, eine inspirierende Vision für die Zukunft zu entwickeln und ihre Teams dafür zu begeistern. Gleichzeitig müssen sie mit knappen Ressourcen haushalten und inkrementelle Verbesserungen sowie Effizienzsteigerungen sicherstellen. Diese scheinbar widersprüchlichen Anforderungen können eine große Herausforderung darstellen. Führungskräfte mit hoher Ambiguitätstoleranz erkennen jedoch, dass diese Aufgaben keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen können. Indem sie langfristige Ziele und strategische Prioritäten mit konkreten, kurzfristigen Maßnahmen verknüpfen, schaffen sie eine Balance zwischen visionärem Handeln und operativer Effizienz.

Fazit
Ambiguitätstoleranz ist nicht nur eine individuelle Fähigkeit, sondern auch ein Führungsstil, der die Resilienz und Anpassungsfähigkeit von Teams und Organisationen stärkt. Es bedeutet, in unklaren und widersprüchlichen Situationen handlungsfähig zu bleiben, Prioritäten flexibel zu setzen und Entscheidungen zu treffen, die die unterschiedlichen Anforderungen berücksichtigen. Indem Führungskräfte lernen, Unsicherheiten nicht als Hindernis, sondern als Teil ihres Alltags zu akzeptieren, fördern sie ein Umfeld, in dem Mitarbeiter:innen ihre Potenziale entfalten können und Organisationen erfolgreich navigieren können – auch in unruhigen Zeiten.



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